Mittwoch, 8. Februar 2017

Appalachian Trail, Cape Cod (USA, April 2015 / August 2016)


Diese Reisen führten mich sowohl auf den Appalachian Trail durch Vermont und New Hampshire, als auch nach Cape Cod und die Boston Harbor Islands in Massachusetts.

Von Williamstown MA nahe Mount Greylock aus setzte ich meine AT- Wanderung wie immer (seit 2011) in Richtung Norden fort
. Extrem schwülheißes Wetter mit über 30 Grad machen das Wandern in den ersten Tagen sehr anstrengend. Selbst schwerste Gewitter, in die ich gleich am ersten Abend gerate, bringen kaum Abkühlung. 


Campsite mit Aussicht an einem Shelter in Vermont - eine Seltenheit!
 Alle Shelter sind gut ausgelastet, da ich mich mitten in der diesjährigen Thruhikerwelle befinde und die Strecke gleichzeitig noch mit einem weiteren beliebten Fernwanderweg, dem Long Trail, zusammenfällt.

Also abends nach einem heißen Wandertag immer Gesellschaft aus LT- und AT- Wanderern!


Ergiebige Regenfälle in den vorangegangenen Wochen führen zu erhöhten Wasserständen von Seen, sodass der Weg teils überflutet ist.



Wir konnten es kaum glauben. Trailmagic direkt am Shelter! Von letztjährigen Thruhikern im Rucksack herbeigeschleppte Sandwiches, Gemüse, Süssigkeiten und Bier nach einem langen Wandertag sind einfach unglaublich gut und sorgen für super Stimmung am Shelter!



Je weiter nördlich wir kommen, desto mehr Seen. Es soll zwar Blutegel geben, aber bei schwüler Hitze war ein schnelles Bad trotzdem unwiderstehlich (von meinem Blut hat keiner was bekommen...)



"Nur" noch ca. 500mi / 800 km bis zum nördlichen Ende. Für Thruhiker, die es bis hier geschafft haben nur noch ca. 4 Wochen, für "Urlaubswanderer" wohl noch ein paar Jahre.



Trotzdem ein klasse Moment, als ich über diese Brücke gehe, denn damit ist mit Vermont wieder ein Bundestaat mehr durchwandert. Ich bin wahnsinnig gespannt, die kommenden Meilen sollen mit die Besten auf dem gesamten AT sein!



New Hampshire macht gleich einen etwas wilderen Eindruck. Die White Mountains sind bereits greifbar nahe.



Ab jetzt verläuft der Appalachian Trail oft deckungsgleich mit andersnamigen Trails. Die Möglichkeiten für Wildzelten sind leider deutlich eingeschränkter, teilweise kostenpflichtige Campsites.



Für Wanderer, die im Süden gestartet sind ein ganz ungewohnt alpines Gefühl. Zum ersten Mal Aussicht über der Baumzone auf Mount Moosilauke.



New Hampshire macht mit sehr steilen, felsigen An- und Abstiegen gleich ein Bisschen Eindruck. Von "Weg" würde man hier eigentlich nicht mehr sprechen.



Ich könnte mich gut an diese Ausblicke gewöhnen. Und das ist erst der Beginn der landschaftlich spektakulärsten Etappen kurz vor Franconia Notch.



Mit den bewirtschafteten Berghütten des Appalachian Mountain Club (AMC) stehen komfortable Übernachtungsmöglichkeiten zur Verfügung. Allerdings zu unverschämten Preisen von ca. 120 Dollars pro Nacht. Keine Option für die meisten Langstreckenwanderer. Manche Hütten bieten mit etwas Glück "Work for Stay" und einen Schlafplatz auf dem Fussboden.



Vor der Rückreise nach Deutschland erkunde ich noch Cape Cod, die berühmte Halbinsel südlich von Boston, auf der die ersten Immigranten landeten (Provincetown) und u. a. der Kennedy Clan seine Villen und Yachten hat (Hyannis).



Tolle Strände und Dünen bei Provincetown ganz im Norden. Nachmittags sehe und höre ich Wale vor der Küste springen und blasen, ein ganz besonderes Erlebnis. Kein Wunder, dass auch kommerzielles Whale Watching angeboten wird.



Die Lust auf eine kleine Runde Schwimmen ist mir allerdings eher vergangen nachdem ich diese Schilder gelesen habe.



Die markierten Wege auf den Sandinseln vor Wellfleet kann ich uneingeschränkt empfehlen...



...genauso wie die Seen und Campsites im Nickerson State Parc. Die Ufer aller anderen Seen auf Cape Cod sind mit privaten Ferienhäusern bzw. Grundstücken zugebaut.



Nach der eher ruhigen Wanderzeit im Hinterland kommen mir die Menschenmassen in einer Grossstadt wie Boston noch viel krasser vor. Das Gedränge in den stickig-heißen Subway (The T) Tunneln ist fast unerträglich.



Gut, dass man kostengünstig und schnell auf die beschaulichen Inseln in unmittelbarer Nähe der Boston Skyline flüchten kann. Auf manchen Fähren gilt ein Subway-Ticket.



Zwar durch Permitvergabe eingeschränkt, aber auf einigen der Inseln darf man sogar Zelten.



Peddock,  Lovells, Spectacle, etc. sind auch für historisch Interessierte besonders interessant.



Abends in Boston auf dem Qincy Market herrscht Partystimmung. Überall spielen Straßenbands, -musiker, teils beeindruckend gute Leute. Boston ist eben nicht zu unrecht für die besten Leute in vielen verschiedenen Bereichen bekannt. MIT, Harvard, Yale, Tufts, Cambridge - große Namen unter den Colleges / Universitäten.



 
Natürlich sieht man hier auch auf Schritt und Tritt das Geld der Stinkreichen!
Für einen Yacht-Liegeplatz hier an der Boston Waterfront braucht man sicher nicht nur Kleingeld...



Wie der überwiegende Rest der Menschen muss ich mit weniger auskommen, immerhin sind die Parkbänke von guter (Schlaf)Qualität.


Planungsinfos:

Anreise / Abreise: Boston Logan International Airport. (recht günstige Flüge z.B. via Island mit Wowair, via Dublin mit Air Lingus, via Paris mit Air France). Mögliche Ein- bzw. Ausstiegsorte: z.B. Williamstown MA, Hanover NH, Lincoln NH (Busverbindungen mit www.greyhound.com, concordcoachelines.com

Karten / Führer: Topokarten für die Orientierung auf dem AT sind nicht nötig.Guidebooks/Apps mit fortlaufender Kilometrierung (cumulative mileage). Am besten finde  ich die FarOut App, "AWOL" A. T. Guide, oder auch Databook von der Appalachian Trail Conference (ATC).
 
Markierung / Weg: Hervorragend markiert durch weiße Farbsstreifen (Whiteblazes) an Baumstämmen. Teils Schilder mit Meilenangaben und Shelterabzweigungen.

Übernachtung: Zelt / Biwak fast überall erlaubt. Unbedingt Leave No Trace!
Alle ca. 10 - 30 km selbstversorger  Schutzhütten (Shelter) mit Quelle, Kompostklo, Tisch / Bank. Einige  Hostels (ab ca. 20 $) in Trailnähe.

Proviant / Wasser: Zum Einkaufen muss man meist von der nächsten Straßenquerung in eine nahegelegene Stadt gelangen (Trampen). Selten mehr als ca. 70 km Abstände. Wasserversorgung hauptsächlich über Quellen / Bäche (Entkeimung!).

Geld: Geldautomaten (ATM) oft sogar in kleinen Läden. Bezahlung mit allen Arten von Kreditkarten selbst in kleinen Läden üblich (meine Prepaid Visacard hat immer funktioniert).

Mobilfunk / Internet: Oft kein Mobilfunknetz im Wald. Manchmal auf Bergen und bei Städten Empfang, oft Verizon. Oft kostenloses WIFI / W-LAN in Städten, Hotels, Shops. Internetzugang in jeder öffentlichen Stadtbibliothek.