Samstag, 6. Mai 2017

Trekking/Hiking an Maltas Steilküsten, Februar 2017


"Wie? Trekking auf Malta?", fragt mein Nachbar auf dem Flug nach Valetta, als ich meinen Rucksack ins Staufach über den Sitzen schiebe.

So oder so ähnlich sind die Reaktionen und Blicke als ich Anfang Februar durch Malta wandere. Kein Mensch denkt bei der Bade - und Sprachkursinsel im Mittelmeer an Wandern und Trekking - ich ehrlich gesagt vorher auch nicht!
Aber zu meiner Überraschung - eigentlich klasse! Zwar keine Berge, so gut wie keine markierten Wege, Wanderer sind kaum bekannt, doch spektakuläre Küsten warten nur darauf, entdeckt zu werden!


Ich gehe direkt vom Flughafenausgang nach Westen, bis ich die knapp 10 km entfernte Küste erreiche. Von da an weiter auf der Panoramastraße nach Norden, denn man kann wegen der Steilküste unmöglich direkt am Meer entlang wandern. Gleich auf den ersten Kilometern das erste Highlight mit der blauen Grotte, die man per Bootstour besichtigen kann.
Nicht viel weiter beginnen die gut besuchten Dingli - Cliffs, ein spektakulärer Eindruck von Maltas Steilküste.


Dort wo nicht gerade senkrecht ins Meer abfallende Cliffs sind, kann man auch direkt am Strand/Ufer entlangspazieren. An einigen Stellen wurden Bootsanleger direkt aus dem weichen Gestein herausgehauen.


Etwas besorgt halte ich am ersten Abend nach einer Biwakstelle Ausschau. Auch wenn die Felsküste auf den ersten Blick sehr wild und zeltfeindlich aussieht, gibt es doch öfter als man denkt versteckte Plätze - muss man nur finden...



Terrassenförmige Flächen unter steilen Felsabbrüchen werden meist landwirtschaftlich genutzt.



Solche lehmigen Hänge (clay slopes) sind eine typische Küstenform an bestimmten Stellen. Mitten durch den Hang, der mehrere Dutzend Meter steil ins Meer abfällt, windet sich ein schmaler, unsicherer Pfad. Als ich am nächsten Morgen nach heftigen Gewittern weitergehe, bin ich froh die Stelle hinter mir zu haben, denn durch die Nässe hat sich das aufgeweichte Lehmzeugs in sowas ähnliches wie Schmierseife verwandelt - unpassierbar ohne Steigeisen!



Wenn man die Erlaubnis vom Besitzer erfragen kann, finden sich so schöne Biwakplätze an der Küste.



An manchen Stellen bieten sich oben von den Cliffs traumhafte Ausblicke auf die Küstenlinie. Unmarkierte Pfade oben und unten entlang lassen sich manchmal zu einer tollen Rundtour verbinden.




Bis auf wenige Kilometer ziehen sich gut erkennbare Pfade die Westküste entlang zum nördlichsten Punkt am Fähranleger von Cirkewwa.



Nur einen Katzensprung entfernt liegt die Nordinsel Gozo und das kleine Comino dazwischen. Aus Zeitgründen spare ich mir deren Besuch für ein anderes Mal auf.



Die Ufer sind so vielfältig, dass es mir nie eintönig vorkommt. Manchmal kann man direkt am Meer auf felsigem Ufer entlanggehen, mal am Sandstrand, mal unterhalb oder hoch oben auf Klippen, mal an rutschigen Lehmhängen, mal auf der Straße.





Klippen an der Chapel of immaculate conception, im Norden von Mellieha Bay.



Von oben gesehen würde man kaum vermuten, dass es noch Platz unter den wilden Felsabbrüchen gibt (mit Sicherheitsabstand...).



Mellieha Beach. Zu dieser Jahreszeit ein fast einsamer Sandstrand. Keine Badetouristen, alle Strandkioske geschlossen.




Mit am schönsten finde ich den unmarkierten, aber leicht verfolgbaren Pfad immer nahe am Meer entlang von Mellieha nach St. Paul's Bay.





Stellenweise rutsche und stolpere ich mehr an den Lehmhängen entlang als mir angenehm ist. Unfassbar wie dieses Lehmzeugs kleben kann!



Aber die Vegetation scheint es zu lieben. Überall grünt und blüht es prächtig. Ob es im Sommer auf der sonst sehr trockenen Insel auch so schön aussieht?



Noch mehr steile, vegetationslose clay slopes. Es ist ratsam, Abstand zum Rand zu halten.




Durch puren Zufall entdecke ich ein blow hole an der flachen Felsküste, aus dem in unregelmäßigen Abständen eine Fontäne in die Luft geblasen wird.
Das von Menschenhand bearbeitete Felsplateau an dieser Stelle lässt eine historische Nutzung als Saline vermuten. Aus dem weichen Gestein herausgehauene Becken, Kanäle und Leitungen sind deutlich erkennbar.
Überraschend ist für mich, dass die Stelle touristisch völlig unerschlossen ist. Kein Mensch weit und breit, keine Wege, Absperrungen, Schilder usw.

Bald nach diesem landschaftlichen Höhepunkt bringt mich ein Bus für 1,50 € in die Hauptstadt Valetta und weiter zum Flughafen.


Planungsinfos:

Anreise/Abreise: 

Internationaler Flughafen Valetta. Sehr günstige Angebote von europäischen Airlines. EU-Staat!
Dichtes Netz von lokalen Buslinien zum Einheitstarif.

Karten/Führer: 

Openandromaps. Eingezeichnete Wege existieren manchmal nicht.

Markierung/Weg: 

Einzig an den Dingli Cliffs ist mir ein markierter Rundweg aufgefallen. Sonst nur noch ein paar Fahrradwege.

Übernachtung: 

Zelt/Biwak. Unbedingt Leave No Trace! Im Inselinneren wegen intensiver Flächennutzung kaum möglich. Direkt an der Küste möglich.

Proviant/Wasser: 

Auch in den kleinen Orten Einkaufsmöglichkeiten. Wasserversorgung aus Quellen ist auf Grund der trockenen Landschaft schwierig. An vielen Badebuchten gibt es aber öffentliche Toiletten mit Wasserversorgung auf europäischem Standart (z. B. Gnejna, Golden Bay, Cirkewwa Fährterminal, Mellieha Beach)

Geld: Euro.

Mobilfunk/Internet: Überall gute Mobilfunknetzabdeckung.

Links:

Sonstiges: Neben der Landessprache wird überall auch Englisch gesprochen u. geschrieben.
Achtung Linksverkehr! Besondere Vorsicht beim Straßenlaufen!