Schon fast traditionell nehme ich im Dezember wieder einen anderen Camino unter die Füsse - einen Teil des Portugiesischen Jakobswegs / Camino Portugues ab Porto. Auf ca. 260 km führt der Weg bis nach Valenca an die spanische Grenze und weiter nach Santiago de Compostela.
Beginnend vor der Kathedrale in Portos Altstadt folge ich der Variante (da Costa) am Rio Douro entlang bis an die Atlantikküste. Auf den Promenaden von Portos Vorstadtgebieten verläuft der Weg immer am Meer entlang.
Ein Stück nach dem Passieren von Matosinhos beginnt ein richtig schöner Abschnitt mit traumhafter Felsküste.
Küste in der Nähe von Lavra.
Großenteils über Boardwalks und durch in der Wintersaison ziemlich verlassene Orte spaziert man bis nach Vila do Conde.
Von Vila do Conde aus quere ich vom Camino da Costa auf den klassischen Camino Portugues Central in Richtung Rates - größtenteils auf eher unangenehm zu laufenden Strassen.
Barcelos / Barcelinho mit schönen Gebäuden und mindestens zwei sehr schönen Albergues (z. B. bei den Amigos de Montanas).
Direkt nach der Überquerung der tollen Brücke von Ponte de Lima findet sich die grosszügige, städtische Herberge.
Dort verbringe ich einen der schönsten Abende, da überraschenderweise etwa zehn nette Mitwanderer hier eintreffen, eine große Küche, Aufenthaltsraum mit Gitarre etc. vorhanden ist. (allerdings kalt und keine Decken vorhanden).
An den meisten Tagen sonst sind wir nur zu zweit oder dritt in der Herberge.
Die sehr ruhig gelegene Albergue municipal in Rubiaes mit Vorgarten und kleiner Terrasse mit Aussicht hinterm Haus.
Beeindruckende Befestigungsanlagen in der Grenzstadt Valenca, direkt gegenüber das spanische Tui.
Nur ein paar Schritte über die Brücke trennen mich von einem anderen Land und einer Stunde Zeitunterschied - wäre eigentlich mal lustig an Silvester!
In Tui gewohnt galizische Markierung und Architektur. Viele Spanier beginnen ihre Reise hier - aber nicht um diese Zeit. Wir sind nur zu dritt in der großen Albergue.
Man muss die wenigen schönen Streckenabschnitte bewusst wahrnehmen, viele Kilometer weit verläuft die Strecke leider eher unattraktiv auf oder entlang von Straßen.
Die mit Jakobsmuscheln verzierte Brücke in Pontevedra, deutet schon auf das nahe Santiago hin, das ich von Padron aus nachmittags erreiche. Die Teilnahme am Gottesdienst mit dem Schwingen des Botafumeiro bildet einen schönen Abschluss dieses Weges.
Nach dem Camino ist vor dem Camino:
Nach einer kurzen Busfahrt gehe ich von Ferrol aus schon wieder in Richtung Santiago - Camino Ingles genannt.
Der ursprüngliche Weg umrundet die gesamte Bucht, so mancher (fauler) Pilger kürzt über die Eisenbahnbrücke ab, verpasst aber ein paar schöne Eindrücke.
Insgesamt hat mir der ca. 120 km kurze und relativ wenig begangene Camino Ingles gut gefallen.
Wer vielleicht nur ca. eine Woche Zeit hat, ist hier genau richtig.
Planungstipps:
Anreise/Abreise: Porto, Santiago de Compostela mit internationalen Flughäfen. Nationale Fernbusverbindungen von Estacion de Autobus in Santiago direkt nach Porto (ALSA) oder über Vigo (billiger).
Karten/Führer: Topokarten nicht nötig. Führer z. B. Camino Portugues, Raimund Joos, Outdoor Verlag. https://www.gronze.com/
Markierung/Weg: Hauptsächlich mit gelben Pfeilen markiert, allerdings nur in Nordrichtung. Über weite Strecken die blaue Markierung in Gegenrichtung nach Fatima.
Übernachtung: Zelt/Biwak. Unbedingt Leave No Trace! In Portugal und Galizien auch im Dezember selten Minusgrade. Fast in jedem Ort eine städtische und/oder private Pilgerherberge.
Proviant/Wasser: Meistens auch in den kleinen Orten Einkaufsmöglichkeiten.
Geld: In den Herbergen nur Barzahlung möglich. Oft kein Wechselgeld vorhanden!
Mobilfunk/Internet: Überall Empfang, oft kostenloses Wifi/WLAN in Herbergen, Bahnhöfen, Bibliotheken.
Links:
www.senderosgr.es
http://caminodesantiago.consumer.es/
https://www.gronze.com/
Sonstiges: