Anfang Dezember 2018 reise ich nach Australien, um ein paar Wochen auf einer Obstfarm in der Nähe von Brisbane (Queensland) zu arbeiten, und anschließend den Südosten noch etwas zu erkunden. Die Ankunft in der "umgedrehten" Welt dort unten ist kurz sehr anstrengend, gefällt mir aber sofort. Brisbane empfängt mich freundlich mit Sommerwetter, öffentlichem Strandbad und Cityfähren (alles kostenlos).
Schon am nächsten Tag kann ich auf dem Farmgelände in der klimatisierten Arbeiterunterkunft wohnen, ein Segen nach der Arbeit in der schwülen Hitze um 30 Grad.
Meistens bekomme ich vom Chef der Farm den guten, alten Toyota Hilux Pickup Truck (bzw. die Aussies sagen Ute "Juut"), um Material und Leute zu transportieren. Die ersten paar Mal ungewohnt, da Linksverkehr, aber im Gelände interessiert das zum Glück niemand und das ca. 40 ha große Farmgelände dürfen wir sowieso nicht verlassen. Ich dünne Früchte aus, schneide Avokadobäume, repariere Netzanlagen, mähe Baumstreifen etc.
Von der ersten Minute an ist die Tier- und Pflanzenwelt spannend neu und exotisch. Wir haben sogar direkt auf der Farm wilde Koalas, Wallabies, Pythons etc. Die ganzen ungewohnten Geräusche in der ersten Nacht alleine draußen werde ich wohl nicht so schnell vergessen...
Nach der Farmarbeit will ich als Erstes nach K'gari (Fraser Island), nur ein paar Busstunden nördlich.
Wie befürchtet, gibt es keine öffentlichen Verkehrsmittel direkt zur Insel. Bis Rainbow Beach per Bus, ab da bis Inskip Point 20 km Hitchhiking und Laufen. Die Besatzung der Fähre schaut mich erstaunt an - zu Fuß kommt hier wohl nie jemand, also fahre ich kostenlos mit.
Zu Fuß ist hier so gut wie niemand unterwegs,
Versorgungsmöglichkeiten gibt es quasi keine (außer Tankstellen-Shop mit
Restaurant in Eurong). Deswegen muss ich leider nach einer Woche schon wieder zurück in die Zivilisation aufs Festland, länger reichen meine Vorräte im Rucksack nicht. Trotzdem bin ich sehr froh über die gelungene Tour, denn bis kurz vorher war unsicher ob der Plan überhaupt möglich ist. Offiziell ist z.B. Fraser Island Great Walk in der Sommersaison wegen Buschfeuerrisiko gesperrt! Nach Rücksprache mit einem Ranger und wegen vorheriger Regenfälle bekam ich zwar keine Erlaubnis - aber stören würde ich auch nicht...
Mit den Greyhound-Langstreckenbussen kommt man gut und günstig (z. B. Hop ON/OFF Pass) zu den größeren Städten entlang der Ostküste, bei den "Natur-Sehenswürdigkeiten" wird es dagegen ganz schnell schwierig, vor allem sind die Entfernungen hier ne Nummer größer als in Europa. Weil ich kein Auto kaufen oder mieten will, muss ich mich öfter als ich will als Hitchhiker/Tramper durchschlagen.
Über Byron Bay (östlichster Punkt des australischen Festlands), Coffs Harbor, Port Macquarie, Newcastle (mit Besuch einer Bekannten und ein paar Tagen Wanderung auf dem "Great North Walk"), gelange ich nach Sydney. Neben der natürlich sehenswerten Metropole reizen mich aber vor allem die Blue Mountains und der Royal Coast Park, beides erstaunlich leicht von Sydney erreichbar.
Nächstes Wunschziel ist der höchste Berg Australiens, Mount Kosciuszko (2228 m) im selbigen Nationalpark, erreichbar über Canberra bis Jindabyne per Bus, dann wieder kein öffentlicher Transport.
Nur die Gipfelregion ist von Thredbo aus leicht zugänglich und gut besucht, ansonsten ist der Park menschenleeres Gebiet. Wegen der Höhe erlebe ich hier am Dead Horse Gap mit ca. 3 Grad meine kühlste Zeltnacht. Ziemlicher Unterschied zu den fast 40 Grad bei Ankunft in Canberra...
Weite, hügelige mit Felsen durchsetzte Landschaft umgibt mich auf meiner Tour, streckenweise auf dem AAWT "Australian Alps Walking Track" entlang. Wie ich später lese, ist diese Landschaft keinesweg ursprünglich, sondern genaugenommen durch frühere Beweidung und Brände völlig zerstört. Die seltsam ausgebleichten toten Bäume sind alle einer eingeschleppten Krankheit zum Opfer gefallen (Phytophtora Pilz).
Letzte Station auf meiner Reise durch Australien ist Melbourne. Die permanente Hitze von fast 40 Grad zusammen mit meinem anstrengenden Low-Budget-Trekking-Reisestil machen mir immer mehr zu schaffen. So fällt mir der Abschied von Australien leicht, obwohl es natürlich noch wahnsinnig viel zu sehen gäbe.
Nur ca. 5 Std. Flug bringen mich in etwas angenehmeres Klima nach Christchurch in Neuseeland, wo ich von Anfang an eine lange Wanderung auf dem Te Araroa Fernwanderweg geplant habe. Dieser noch relativ junge Weg verläuft auf ca. 3000 km einmal längs über beide Inseln. Aus Zeitgründen werde ich hauptsächlich den Abschnitt durch die Neuseeländischen Südalpen begehen.
Vom Fährhafen in Picton muss man erst per Wassertaxi zum nördlichen Startpunkt des Queen Charlotte Track (Permitpflicht) nahe am Ausgang des Q. Ch. Sound. Da die Fähre gleichzeitig Post und Material zu mehreren abgelegenen Orten bringt, ist das gleichzeitig die perfekte Sight Seeing Tour durch die ganzen Buchten!
Im krassen Gegensatz zu Australien finden sich in NZ keine "gefährlichen" Tiere. Wobei das sehr relativ ist: Wenn du nur eine Sekunde nicht aufpasst, klauen dir die Wekas (s. o.) oder Keas (große Papageien) alles aus dem Zelt, was sie eben in den Schnabel kriegen...
Auch die blutdurstigen Sandflies (Blackflies) können einem das Outdoorleben ziemlich schwer machen.
Ansonsten erfüllt Neuseeland aber alle meine schönsten Hoffnungen! Meistens angenehmes Wetter, die fantastische Te Araroa-Route, ursprüngliche Berge, fast unwirklich blaue Seen, weite Tussok-Landschaften, nette WanderkollegenInnen internationaler Mischung, freies Zelten, gemütliche selbstversorger-Berghütten etc.
Selbst das vergleichsweise touristische Queenstown, bekannt für Bungee-Jumping und wilde Jetboat Touren, ist doch nur ein beschauliches Städtchen...
Einen der wenigen regenfreien Tage im Jahr (unglaubliche ca. 6000 mm Jahresniederschlag!!! zum Vergleich Karlsruhe mit ca. 450 mm/Jahr) erwische ich von Te Anau aus für einen Tagesausflug in den berühmten Milford Sound. Auf der Rückfahrt mit dem öffentlichen Bus lässt mich der Fahrer mitten auf der Strecke am Trailhead des berühmten Routeburn Track raus (so braucht man kein Shuttle buchen). Dieser Track ist zwar etwas überlaufen, aber trotzdem unbedingt empfehlenswert und in einem Tag (gut 30 km) zu schaffen.
Gegen Ende meiner Reisezeit unterbreche ich die Wanderungen immer wieder mit längeren Busfahrten (z. B. entlang der Westküste: Franz Josef Glacier, Punakaiki, Westport).
Mit beginnendem Herbst zum Ende meiner Reisezeit drehe ich auch noch eine Runde über die Nordinsel: Lake Taupo, Rotorua, wieder ein Stück Wanderung auf dem Te Araroa, einschließlich Tongariro Nationalpark,
Auch die Produktionsmethoden der Kiwianbauer in der wichtigsten Region um Te Puke interessieren mich.
Bis in die Hauptstadt Auckland, mehr oder weniger als Abschluss der Reise.